die Sensweiler mühle

Die „Loche Mühl“ bei Sensweiler – Natürlich Camping

von Axel Brunk


Wer heute die neu ausgebaute B422 zwischen Katzenloch und Allenbach fährt, entdeckt auf der rechten Seite, in besonders idyllischer Lage, unmittelbar am Ufer des Idarbachs zwei Campingplätze. Der zweite Campingplatz, ein 30000 Quadratmeter große Areal ist als „Sensweiler Mühle“ vielen Campern weit über die Grenzen des Hunsrücks bekannt. Alteingesessene Bürger bezeichnen dieses besonders reizvoll gelegene Anwesen allerdings als „Loche Mühl“ und wissen auch viel über die Vergangenheit der ehemaligen Mehlmühle zu berichten.

Mit der Übernahme der preußischen Verwaltung im 19. Jahrhundert wurde auf Hüttgeswasen eine Poststelle für die Linien Morbach  Birkenfeld und Thalfang  Birkenfeld eingerichtet. Um das Jahr 1849 sind dort drei Wohnhäuser und 18 Einwohnern bekannt. Auf Hüttgeswasen machten die Postwagen Station um die Pferdegespanne zu wechseln und Reisende konnten sich im Gasthaus für die Weiterfahrt stärken. Die Wege nach Allenbach, Wirschweiler oder Sensweiler musste von dort oben aus weiter zu Fuß bewältigt werden. Im Jahre1837 besorgte den Postdienst Johann Peter Steuer mit seiner Ehefrau Maria Christiana Neumann. Beide stammten aus Allenbach. Ihre in diesem Jahr geborene Tochter Maria Susanne Steuer heiratete 1855 den Schneider Johann Friedrich Schuster aus Sensweiler, der die Poststelle übernahm. Dieser Ehe entstammt am 31.05.1861 Karoline Schuster, der man zuschreibt, dem letzten noch lebenden Wolf im Hochwald begegnet zu sein. Am 12. Januar 1879 wurde der von ihr gesichtete Wolf daraufhin gejagt und am Erbeskopf von Förster Teusch aus Deuselbach erlegt.

Karoline Schuster heiratete den aus Reil an der Mosel stammenden Müller Josef Loch, der seine Mühle an der Schalesbach, einem Zufluss der Dhron, aufgab und als Posthalter, Gastwirt und Postillion die Stelle seines Schwiegervaters übernahm. Das Anwesen 

brannte aus unbekannter Ursache nieder und Josef baute ein neues Post und Gasthaus. Als auch dieses zwei Jahren später unerwarteten Flammen zum Opfer fiel, verließ die Familie Loch Hüttgeswasen und übernahm eine Mühle in Langweiler. Da es aber für einen wirtschaftlichen Mühlenbetrieb an ausreichend Wasser mangelte, verließ die Familie wieder Langweiler und übernahm die freigewordene Litzenburger Mühle bei Sensweiler im Tal am Idarbach. Am 25. März 1901 verstarb dort Karoline Loch im Alter von nur 39 Jahren.

Aus dieser Ehe sind vier Töchter und ein Sohn hervorgegangen. Die Töchter verheirateten sich nach Wirschweiler und Sensweiler. Der Sohn Wilhelm (1892) lernte in Veitsrodt das Schleiferhandwerk. Er heiratete die aus Sensweiler stammende Emilie Stoffel (1891) und übernahm später Haus und Hof. In früheren Jahren war in dem Haus eine Bierstube, deshalb wurde das Haus und die Familie im Dorf stets „Bäjaschs“ genannt. Josef Loch heiratete in zweiter Ehe, eine aus Kirschweiler stammende Witwe. Emma Heinrich, die eine Tochter mit in die Ehe brachte. Auf der „Loche Mühl“ erblickten weitere vier Söhne das Licht der Welt. Sohn Albert verließ das Elternhaus und zog nach Allenbach, Sohn Herrmann verschlug es in die Schalesbach. 1906 kam als dritter Sohn Otto zur Welt. Der jüngste Sohn Oskar verlor, wie weitete 32 aus Sensweiler stammende Soldaten, im zweiten Weltkrieg sein Leben. Im Ort trauerte man um weitere 11 vermisste Soldaten und eine Frau, die im Sanitätsdienst eingesetzt war und nicht aus dem Krieg zurück kehrte. 

Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem „Mühlensterben“. Industrielle, mit Dampfmaschinen angetriebene, Großmühlen verdrängten mehr und mehr die kleinen klassischen Handwerksmühlen. Um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können, stellten einige Wassermühlen ihren Wasserkraftantrieb vom klassischen Wasserrad auf die neu entwickelte moderne und effektivere Wasserturbine um. Mittels eines Generators wurde Strom für den Antrieb der Transmission in der Mühle erzeugt. Ein weiterer Vorteil war, dass man nicht mehr so stark von der vorhandenen Wassermenge und Fließgeschwindigkeit abhängig war. Die Familie Loch investierte auch in eine Turbine und produzierte so den Strom für den Mühlenbetrieb. Eine private Nutzung des Überschusses an selbst erzeugtem Strom war zu dieser Zeit allerdings ausdrücklich verboten.

Otto Loch erlernte zunächst den Beruf des Achatschleifers in einer wassergetriebenen Achatschleiferei am Idarbach und übernahm später den Mühlenbetrieb vom Vater. Neben der Mehlmühle unterhielt er auch noch eine Achatschleife. In dieser beschäftigte er teilweise bis zu fünf Schleifer. Neben den, für die Region üblichen Achatartikeln, wurden auch Krellen für die Schmuckindustrie geschliffen. Im Hunsrück bezeichnet der Begriff „Krellen“ rund geschliffene Steinkugeln, meist aus Achaten. Freudige Abnehmer von Krellen minderwertiger Qualität waren oft die Kinder. Sie freuten sich über die „Klicker“ (Murmeln). Jedoch schon während des Zweiten Weltkriegs verringerte sich die Nachfrage nach Achaten sehr stark und Otto konzentrierte sich wieder ganz auf den Mühlenbetrieb. Nach dem Krieg konnten die Bauern entweder gegen eine Gebühr, meist einen Anteil vom Getreide, malen lassen oder sie gaben das Getreide ab und bekamen dafür Wertmarken. Das Mehl kam zum Bäcker. Die Bauern konnten dann bei Bedarf die Wertmarken beim Bäcker einlösen und bekamen dann die Backwaren zu einem, um den Getreidewert, reduzierten Preis.

Otto heiratete 1927 die aus Bruchweiler stammende Emma geb. Fickert. Dem Paar wurden drei Töchter geboren. Die älteste Tochter Gertrud heiratete den aus Rhaunen stammenden gelernten Müller, Viktor Pick. Die Eltern von Viktor betrieben in Rhaunen sowohl eine Mehlmühle als auch eine Sägemühle. Neben dem Mühlenbetrieb in Sensweiler bewirtschafteten Otto zusammen mit seinem Schwiegersohn Viktor auch weiterhin die Landwirtschaft und Viehhaltung. Bereits 1964 warben beide schon unter dem Namen „Sensweiler Mühle“ für ihre Mühle mit Mehlhandel und Getreideverkauf. 1970 eröffnete Viktor Pick mit seiner Ehefrau Gertrud geb. Loch einen Campingplatz auf dem Gelände rund um die Mühle. Sie folgten dem Beispiel ihres Nachbars Oskar Habermeier, der bereits im Jahr 1951 einen Campingplatz angelegt hatte. Oskar Habermeier bewirtschaftete eine Sägemühle. Seine „Bauers Mühle“ war nur einen Steinwurf von der „Loche Mühl“ entfernt. Nachdem der Sägebetrieb Mitte der 50iger Jahre aufgegeben worden war, betrieb Oskar Habermeier, ein gelernter Drechsler und Schleifer vor Ort noch lange die letzte Drechslerei im damaligen Kreis Bernkastel. Dort produzierte er kunstgewerbliche Artikel sowie Bedarfsartikel aus Holz für die Edelsteinindustrie. Der Mühlenbetrieb auf der Sensweiler Mühle (Loche Mühl) wurde ebenfalls aufgegeben. 1977 wurde ein Großteil des Gebäudes zu einer Gastwirtschaft umgebaut und in Eigenregie bewirtschaftet.

In der Festschrift zum 70-jährigen Bestehen des gemischten Chors Sensweiler 1978 wirbt Viktor Pick für den Campingplatz. Neben dem vom ADAC empfohlenen Campingplatz, wurde auch die idyllische Lage, direkt bei einem Bauernhof mit vielen Tieren und einer eigenen Trakehnerpferdezucht beworben. Zudem wurden auch Fremdenzimmer mit Dusche angeboten. Der ganzjährig geöffnete Campingplatz war somit auch ideal für Wintersportler.

Im Oktober 1985 kam es zur Tragödie. Viktor war mit dem Traktor unterwegs um in der Raiffeisen-Niederlassung am Fischbacher Bahnhof Düngemittel zu laden. Aus unbekannten Umständen wurde sein Traktor von einem Bus erfasst und er wurde dabei so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen erlag. Der Campingplatz wurde zunächst von seiner Witwe, mit tatkräftiger Unterstützung ihres Vaters Otto weitergeführt. Die Viehhaltung wurde aufgegeben und lediglich die landwirtschaftlichen Flächen wurden noch weiter bewirtschaftet. Nach und nach wurden auch die landwirtschaftlichen Flächen verpachtet. Otto Loch erreichte ein gesegnetes Alter von 91 Jahren.

Manfred Pick, der Sohn der Eheleute Pick, hatte sich bereits 1976 mit einem Edelsteinhandel und einer Schmuckproduktion in Idar-Oberstein, später in Kirschweiler, selbstständig gemacht. Im Jahr 1998 übernahm er mit seiner Ehefrau Ute den Campingplatz. Neben der Gaststätte wurde ein kleines Café eingerichtet, im Außenbereich ein großzügiger Biergarten angelegt und eine Ferienwohnung sowie Fremdenzimmer betrieben.

Nach über einem Jahrhundert in Familienbesitz und Jahrzehnte langer eigener Bewirtschaftung, entschieden sich die Eheleute Pick schweren Herzens, den Campingplatz aus Altersgründen zu verkaufen.

Im September 2021 erwarb das Ehepaar Susanne und Holger Studnik aus Helmstedt in Niedersachsen, den in der Nationalparkregion liegenden Campingplatz.

Die Nahezeitung titelt mit der Überschrift: „Herzenssache: Neues Besitzerpaar plant Modernisierung des Platzes an der Sensweiler Mühle.“

Holger und Susanne Studnik gehen ihren neuen Lebensabschnitt mit großem Elan und Freude an. Sie selbst sind leidenschaftliche Camper und bringen so das nötige „Rüstzeug“ mit.

Ein neues Kapitel für die Sensweiler Mühle hat begonnen. 

 

Quellen:

„Begegnung mit dem letzten Wolf im Hochwald“ Horst Rudy, Wirschweiler 

Manfred Pick, Familienangehörige und Zeitzeugen

Nahe-Zeitung vom 26. November 2021 


die Sensweiler mühle

Die „Loche Mühl“ bei Sensweiler – Natürlich Camping

von Axel Brunk


Wer heute die neu ausgebaute B422 zwischen Katzenloch und Allenbach fährt, entdeckt auf der rechten Seite, in besonders idyllischer Lage, unmittelbar am Ufer des Idarbachs zwei Campingplätze. Der zweite Campingplatz, ein 30000 Quadratmeter große Areal ist als „Sensweiler Mühle“ vielen Campern weit über die Grenzen des Hunsrücks bekannt. Alteingesessene Bürger bezeichnen dieses besonders reizvoll gelegene Anwesen allerdings als „Loche Mühl“ und wissen auch viel über die Vergangenheit der ehemaligen Mehlmühle zu berichten.

Mit der Übernahme der preußischen Verwaltung im 19. Jahrhundert wurde auf Hüttgeswasen eine Poststelle für die Linien Morbach  Birkenfeld und Thalfang  Birkenfeld eingerichtet. Um das Jahr 1849 sind dort drei Wohnhäuser und 18 Einwohnern bekannt. Auf Hüttgeswasen machten die Postwagen Station um die Pferdegespanne zu wechseln und Reisende konnten sich im Gasthaus für die Weiterfahrt stärken. Die Wege nach Allenbach, Wirschweiler oder Sensweiler musste von dort oben aus weiter zu Fuß bewältigt werden. Im Jahre1837 besorgte den Postdienst Johann Peter Steuer mit seiner Ehefrau Maria Christiana Neumann. Beide stammten aus Allenbach. Ihre in diesem Jahr geborene Tochter Maria Susanne Steuer heiratete 1855 den Schneider Johann Friedrich Schuster aus Sensweiler, der die Poststelle übernahm. Dieser Ehe entstammt am 31.05.1861 Karoline Schuster, der man zuschreibt, dem letzten noch lebenden Wolf im Hochwald begegnet zu sein. Am 12. Januar 1879 wurde der von ihr gesichtete Wolf daraufhin gejagt und am Erbeskopf von Förster Teusch aus Deuselbach erlegt.

Karoline Schuster heiratete den aus Reil an der Mosel stammenden Müller Josef Loch, der seine Mühle an der Schalesbach, einem Zufluss der Dhron, aufgab und als Posthalter, Gastwirt und Postillion die Stelle seines Schwiegervaters übernahm. Das Anwesen 

brannte aus unbekannter Ursache nieder und Josef baute ein neues Post und Gasthaus. Als auch dieses zwei Jahren später unerwarteten Flammen zum Opfer fiel, verließ die Familie Loch Hüttgeswasen und übernahm eine Mühle in Langweiler. Da es aber für einen wirtschaftlichen Mühlenbetrieb an ausreichend Wasser mangelte, verließ die Familie wieder Langweiler und übernahm die freigewordene Litzenburger Mühle bei Sensweiler im Tal am Idarbach. Am 25. März 1901 verstarb dort Karoline Loch im Alter von nur 39 Jahren.

Aus dieser Ehe sind vier Töchter und ein Sohn hervorgegangen. Die Töchter verheirateten sich nach Wirschweiler und Sensweiler. Der Sohn Wilhelm (1892) lernte in Veitsrodt das Schleiferhandwerk. Er heiratete die aus Sensweiler stammende Emilie Stoffel (1891) und übernahm später Haus und Hof. In früheren Jahren war in dem Haus eine Bierstube, deshalb wurde das Haus und die Familie im Dorf stets „Bäjaschs“ genannt. Josef Loch heiratete in zweiter Ehe, eine aus Kirschweiler stammende Witwe. Emma Heinrich, die eine Tochter mit in die Ehe brachte. Auf der „Loche Mühl“ erblickten weitere vier Söhne das Licht der Welt. Sohn Albert verließ das Elternhaus und zog nach Allenbach, Sohn Herrmann verschlug es in die Schalesbach. 1906 kam als dritter Sohn Otto zur Welt. Der jüngste Sohn Oskar verlor, wie weitete 32 aus Sensweiler stammende Soldaten, im zweiten Weltkrieg sein Leben. Im Ort trauerte man um weitere 11 vermisste Soldaten und eine Frau, die im Sanitätsdienst eingesetzt war und nicht aus dem Krieg zurück kehrte. 

Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem „Mühlensterben“. Industrielle, mit Dampfmaschinen angetriebene, Großmühlen verdrängten mehr und mehr die kleinen klassischen Handwerksmühlen. Um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können, stellten einige Wassermühlen ihren Wasserkraftantrieb vom klassischen Wasserrad auf die neu entwickelte moderne und effektivere Wasserturbine um. Mittels eines Generators wurde Strom für den Antrieb der Transmission in der Mühle erzeugt. Ein weiterer Vorteil war, dass man nicht mehr so stark von der vorhandenen Wassermenge und Fließgeschwindigkeit abhängig war. Die Familie Loch investierte auch in eine Turbine und produzierte so den Strom für den Mühlenbetrieb. Eine private Nutzung des Überschusses an selbst erzeugtem Strom war zu dieser Zeit allerdings ausdrücklich verboten.

Otto Loch erlernte zunächst den Beruf des Achatschleifers in einer wassergetriebenen Achatschleiferei am Idarbach und übernahm später den Mühlenbetrieb vom Vater. Neben der Mehlmühle unterhielt er auch noch eine Achatschleife. In dieser beschäftigte er teilweise bis zu fünf Schleifer. Neben den, für die Region üblichen Achatartikeln, wurden auch Krellen für die Schmuckindustrie geschliffen. Im Hunsrück bezeichnet der Begriff „Krellen“ rund geschliffene Steinkugeln, meist aus Achaten. Freudige Abnehmer von Krellen minderwertiger Qualität waren oft die Kinder. Sie freuten sich über die „Klicker“ (Murmeln). Jedoch schon während des Zweiten Weltkriegs verringerte sich die Nachfrage nach Achaten sehr stark und Otto konzentrierte sich wieder ganz auf den Mühlenbetrieb. Nach dem Krieg konnten die Bauern entweder gegen eine Gebühr, meist einen Anteil vom Getreide, malen lassen oder sie gaben das Getreide ab und bekamen dafür Wertmarken. Das Mehl kam zum Bäcker. Die Bauern konnten dann bei Bedarf die Wertmarken beim Bäcker einlösen und bekamen dann die Backwaren zu einem, um den Getreidewert, reduzierten Preis.

Otto heiratete 1927 die aus Bruchweiler stammende Emma geb. Fickert. Dem Paar wurden drei Töchter geboren. Die älteste Tochter Gertrud heiratete den aus Rhaunen stammenden gelernten Müller, Viktor Pick. Die Eltern von Viktor betrieben in Rhaunen sowohl eine Mehlmühle als auch eine Sägemühle. Neben dem Mühlenbetrieb in Sensweiler bewirtschafteten Otto zusammen mit seinem Schwiegersohn Viktor auch weiterhin die Landwirtschaft und Viehhaltung. Bereits 1964 warben beide schon unter dem Namen „Sensweiler Mühle“ für ihre Mühle mit Mehlhandel und Getreideverkauf. 1970 eröffnete Viktor Pick mit seiner Ehefrau Gertrud geb. Loch einen Campingplatz auf dem Gelände rund um die Mühle. Sie folgten dem Beispiel ihres Nachbars Oskar Habermeier, der bereits im Jahr 1951 einen Campingplatz angelegt hatte. Oskar Habermeier bewirtschaftete eine Sägemühle. Seine „Bauers Mühle“ war nur einen Steinwurf von der „Loche Mühl“ entfernt. Nachdem der Sägebetrieb Mitte der 50iger Jahre aufgegeben worden war, betrieb Oskar Habermeier, ein gelernter Drechsler und Schleifer vor Ort noch lange die letzte Drechslerei im damaligen Kreis Bernkastel. Dort produzierte er kunstgewerbliche Artikel sowie Bedarfsartikel aus Holz für die Edelsteinindustrie. Der Mühlenbetrieb auf der Sensweiler Mühle (Loche Mühl) wurde ebenfalls aufgegeben. 1977 wurde ein Großteil des Gebäudes zu einer Gastwirtschaft umgebaut und in Eigenregie bewirtschaftet.

In der Festschrift zum 70-jährigen Bestehen des gemischten Chors Sensweiler 1978 wirbt Viktor Pick für den Campingplatz. Neben dem vom ADAC empfohlenen Campingplatz, wurde auch die idyllische Lage, direkt bei einem Bauernhof mit vielen Tieren und einer eigenen Trakehnerpferdezucht beworben. Zudem wurden auch Fremdenzimmer mit Dusche angeboten. Der ganzjährig geöffnete Campingplatz war somit auch ideal für Wintersportler.

Im Oktober 1985 kam es zur Tragödie. Viktor war mit dem Traktor unterwegs um in der Raiffeisen-Niederlassung am Fischbacher Bahnhof Düngemittel zu laden. Aus unbekannten Umständen wurde sein Traktor von einem Bus erfasst und er wurde dabei so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen erlag. Der Campingplatz wurde zunächst von seiner Witwe, mit tatkräftiger Unterstützung ihres Vaters Otto weitergeführt. Die Viehhaltung wurde aufgegeben und lediglich die landwirtschaftlichen Flächen wurden noch weiter bewirtschaftet. Nach und nach wurden auch die landwirtschaftlichen Flächen verpachtet. Otto Loch erreichte ein gesegnetes Alter von 91 Jahren.

Manfred Pick, der Sohn der Eheleute Pick, hatte sich bereits 1976 mit einem Edelsteinhandel und einer Schmuckproduktion in Idar-Oberstein, später in Kirschweiler, selbstständig gemacht. Im Jahr 1998 übernahm er mit seiner Ehefrau Ute den Campingplatz. Neben der Gaststätte wurde ein kleines Café eingerichtet, im Außenbereich ein großzügiger Biergarten angelegt und eine Ferienwohnung sowie Fremdenzimmer betrieben.

Nach über einem Jahrhundert in Familienbesitz und Jahrzehnte langer eigener Bewirtschaftung, entschieden sich die Eheleute Pick schweren Herzens, den Campingplatz aus Altersgründen zu verkaufen.

Im September 2021 erwarb das Ehepaar Susanne und Holger Studnik aus Helmstedt in Niedersachsen, den in der Nationalparkregion liegenden Campingplatz.

Die Nahezeitung titelt mit der Überschrift: „Herzenssache: Neues Besitzerpaar plant Modernisierung des Platzes an der Sensweiler Mühle.“

Holger und Susanne Studnik gehen ihren neuen Lebensabschnitt mit großem Elan und Freude an. Sie selbst sind leidenschaftliche Camper und bringen so das nötige „Rüstzeug“ mit.

Ein neues Kapitel für die Sensweiler Mühle hat begonnen. 

 

Quellen:

„Begegnung mit dem letzten Wolf im Hochwald“ Horst Rudy, Wirschweiler 

Manfred Pick, Familienangehörige und Zeitzeugen

Nahe-Zeitung vom 26. November 2021